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7. Türchen im #SchutzRaum

7. Dezember: Tag 7

Atefa (22) lebt in Hamburg. Sie beschreibt ihre Trauer über die Situation in Afghanistan, in der es keine Räume für Mädchen und junge Frauen mehr gibt und erzählt, wie sie durch das Kirchenasyl Raum in Hamburg gefunden hat, um ihre Träume zu verwirklichen.

Ich erfülle mir meinen Traum

Während ich diesen Text schreibe, jährt sich zum ersten Mal der Anschlag auf die Kaj-Schule in Afghanistan. Am Freitag, den 30. September 2022, griff ein Selbstmordattentäter eine Bildungseinrichtung im Hazara-Bezirk von Kabul an. Er tötete 54 Hazara-Mädchen und verletzte mehr als 126 weitere. Diese Explosion ereignete sich in einem Viertel, in dem auch ich aufgewachsen bin. Wir haben die gleichen Schulen besucht, wir haben studiert und von einem Leben geträumt, das dem der übrigen Mädchen auf der Welt ähnelt. Aber diese Mädchen wurden getötet. Ebenso wie unsere Vorfahren, die als Hazara seit 200 Jahren der Unterdrückung und dem Völkermord der Taliban ausgesetzt sind.

Ich erinnere mich noch immer an den Tag, an dem ich hier in Hamburg als alleinstehendes Mädchen und weit entfernt von meiner Familie mit dem Ablehnungsschreiben konfrontiert wurde. An diesem Tag machte ich mir Sorgen um meine fünf Schwestern und Eltern. Ich rief jeden Moment meine Familie an und fragte, wie es meinen Schwestern ginge. Das Ablehnungsschreiben traf nämlich an dem Tag ein, als die Taliban, die Mörder und Unterdrücker der Mädchen meines Landes, meine Heimatstadt zurückerobert hatten.

Mittlerweile bin ich ein sehr glückliches Mädchen, da ich jetzt hier bin und mein Leben in Sicherheit ist. Hier in Deutschland gab mir die Kirche Schutz. Sie wurde für mich Freund und Familie. Sie gab mir meine Freiheit zurück.

Ich habe heute Morgen damit begonnen, diesen Artikel zu schreiben und in ein paar Stunden gehe ich zu meinem Deutschkurs. Ich erfülle mir meinen Traum, Krankenschwester zu werden. Dieser Traum wäre nicht in Erfüllung gegangen, wenn die Kirche mich damals nicht unterstützt hätte. Als Krankenschwester möchte ich anderen Menschen helfen, so wie ich unterstützt und beschützt wurde.

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